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Mit Feuereifer Orchideen retten

Foto mit Feuer
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Organisiert vom Verein Feder e.V. arbeiteten Schülerinnen und Schüler der LVR-Irena-Sendler-Schule und der Marienschule im März 2023 zusammen an einem Naturschutzprojekt in der Eifel.

Foto beim Essen
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„Ich bin der Stärkste!“ Mühsam schleppt ein Schüler einen riesigen Ast zur Sammelstelle. Zusammen mit Mitschüler:innen sägt er ihn in handliche Stücke und wirft diese dann auf das Lagerfeuer, das bereits am Rand der großen Wiese auf dem Kuttenberg in der Eifel lodert. Seine Mitschülerinnen und Mitschüler aus der LVR-Irena-Sendler-Schule (ISS) sind währenddessen überall auf dem Areal unterwegs, sammeln kleine Reisigzweige und dicke Stöcke und räumen die Wiese frei.Und warum das alles?„Wir retten Blumen!“ erklärt ein Schüler aus der Klasse M2b der ISS fröhlich.

„Ja, das trifft es ziemlich gut!“, stimmt ihm Julia Bongartz zu. Die Revierförsterin ist an diesem Tag mit ihrem Dackel Evi auf den Kuttenberg zwischen Eschweiler und Iversheim gekommen, um sich den Fortschritt der Schülerinnen und Schüler anzusehen. Und sie ist beeindruckt. „Wow, da habt ihr in den drei Tagen aber viel geschafft!“, lobt sie. Und wirklich. Die große Wiese, die am Wochenbeginn noch voller Äste und Zweige war, ist nun leergeräumt, der Strauchschnitt der umliegenden Büsche verschwunden. Und damit viel Platz und Licht für die wilden Orchideen vorhanden, die dort in wenigen Wochen erblühen werden. Denn hier auf dem Kuttenberg ist der Boden ideal für die Orchideen mit klingenden Namen wie „Geflecktes Knabenkraut“.

„Hier, in der Eschweiler Tal- und Kalkkuppenlandschaft, findet sich viel kalkhaltiges Grundgestein, erklärt Försterin Bongartz. „Dort wachsen neben Orchideen auch Berberitzen, Pfaffenhütchen und seltene Bäume und Sträucher in meist sonnigen Lagen.“ Früher hätten Schafe die Wiesen regelmäßig beweidet und so verhindert, dass sich auch andere Sträucher und Bäume ansiedeln, doch mittlerweile schafften die verbleibenden Schafherden nicht mehr alles und die sogenannten Kalkmagerrasen drohen zu nach und nach zu „verbuschen“, die Orchideen bekommen zu wenig Licht.

„Deshalb sind wir jetzt die Schafe!“, ruft eine Schülerin der Marienschule und lacht. Die Achtklässlerin ist mit Mitschülern ebenfalls bei dem Projekt dabei. Sofort hat sie sich gemeldet, als es um die Teilnahme ging. „Ich arbeite schon lange in unserer Schulgarten-AG mit“, erzählt sie. „Die Arbeit im Freien mag ich einfach total gerne und außerdem finde ich den Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern der LVR Irena-Sendler-Schule spannend.“ Jetzt füttert die Gymnasiastin das Feuer mit der gleichen Begeisterung wie die Schüler der Förderschule mit Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, die diesmal mit einer reinen Jungs-Truppe angereist sind.

„Hier draußen sieht man kaum Unterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern beider Schulen.“, stellt Kai Ries fest. Der Biologielehrer ist durch eine Abordnung zur Hälfte an der Marienschule und der ISS beschäftigt. Letztere ist schon seit Jahren bei dem Naturschutzprojekt dabei und Kai Ries hat jetzt auch an der Marienschule für das Projekt geworben. „Das ist einfach ideal für eine Kooperation“, sagt er. „Die Schülerinnen und Schüler lernen hier miteinander im aktiven Umgang mit der Natur, das ist gelebte Vielfalt.

“Dem stimmt auch Thomas Joachimsmeier zu. Mit einer Mistgabel steht er an dem immer höher lodernden Feuer und passt auf, hilft den Schülerinnen und Schülern beim Zersägen der Äste und verleiht sein Schnitzmesser für die besten Stockbrot-Stöcke. Er ist Lehrer an der ISS und seit den Anfängen des Projektes dabei: „Nahezu 100 Schülerinnen und Schüler unserer Schule haben über die letzten Jahre hier bereits mitgemacht“, sagt er. Die Begeisterung an der Arbeit im Freien und die Freude am aktiven Artenschutz sei dabei ungebrochen. „Es ist ein großes Glück, dass der Verein „Feder e.V.“ dieses Projekt mit uns vor zehn Jahren begann und wir es nun nach einer zweijährigen Corona-Pause wieder aufleben lassen konnten.“

Feder e.V. ist die Abkürzung für „Forum Ehrenamt der Euskirchener Region“. Der Verein vermittelt Ehrenämtlerinnen und Ehrenämtler in Bereichen wie Sport, Kultur und Soziales. Das Kalkmagerrasen-Projekt liegt Harald Nöttel von Feder e.V. dabei besonders am Herzen. „Diese Wiesen haben mich schon immer interessiert“, sagt er. Und als vor Jahren über Verbindungen mit dem bekannten Eifeler Geobotaniker und Naturschützer Professor Wolfgang Schumacher die Idee für ein Naturschutzprojekt reifte, war Nöttel sofort begeistert. „Seit den Anfängen begleite ich das Projekt und staune immer wieder darüber, was die Schülerinnen und Schüler hier schaffen.“, berichtet er. In einem Jahr sei sogar eine Rollstuhlfahrerin mit dabei gewesen und habe Ast für Ast zum Feuer gefahren. „Das war wirklich beeindruckend!“ Nöttel kümmert sich mit anderen Mitgliederinnen des Vereins um die Organisation und Logistik und nicht zuletzt um die leckere Verpflegung der fleißigen Arbeiterinnen und Arbeiter in der Mittagspause.

Jetzt steht aber erst einmal Stockbrot an. Lehrer Joachimsmeier hat Hefeteig vorbereitet und die Schülerinnen und Schüler haben immer wieder geeignete Stöcke an der Spitze von der Rinde befreit. Ein Schüler aus der Klasse M3a der ISS nimmt eine Teigwurst entgegen und wickelt sie vorsichtig um die Spitze seines Stocks. „Bei uns zu Hause helfe ich auch viel im Garten, und manchmal machen wir dort Feuer, deshalb kenne ich mich damit aus!“, sagt er und wendet den Stock mit dem Brotteig vorsichtig über den Flammen, bis dieser von allen Seiten knusprig braun ist. Genießerisch beißt der 13-Jährige in das fertige Brot. „Das Projekt ist toll und ich habe viel Spaß“, sagt er. „Und das Beste ist, dass man damit auch noch was für den Naturschutz tut!“

Die Freude an der Arbeit sieht man allen beteiligten Schülerinnen und Schülern an. Kein Wunder, dass es vielen bei der abschließenden „Top- und Floprunde“ schwerfällt, einen negativen Aspekt zu nennen. Außer einem bisschen Muskelkater und dem anschließenden Feuergeruch in der Kleidung fällt den meisten nichts ein. Dafür ganz viele „Tops“: Viele loben das Gemeinschaftsgefühl, einige das Stockbrot, andere die von Feder e.V. organisierte Pizza in der Mittagspause und einer fand das Dackelmädchen von Försterin Bongartz besonders toll. Das Highlight, da sind sich alle einig, war aber auf jeden Fall das Feuer. Und als Lehrer Thomas Joachimsmeier am Ende fragt, wer im kommenden Jahr wieder mitmachen würde beim Kalkmagerrasenprojekt, melden sich alle. Mit – ganz wörtlich – Feuereifer.